Ziemlich sprachlos war ich, nachdem ich im Februar 2005 in Kenia mit einem 16 Meter langem Walhai schnorcheln durfte. Mitten auf dem Meer war er ein schneller Begleiter, der in mir Gefühle wie Ehrfurcht, Faszination, Bewunderung und eine noch größere Liebe zur Unterwasserwelt geweckt hat. Große weiße Punkte und ein riesiger blauer Körper schweben mir ewig in der Erinnerung.
Jedoch war mir nicht so bewusst, dass wir auch in Deutschen Gewässern Wale haben. Momentan befinde ich mich an der Ostsee und trage gemischte Gedanken in mir. Einerseits die Freude über die Erkenntnis, dass ich mit etwas Glück aus dem Stralsunder Fenster Schweinswale im Meer sehen kann. Andererseits das Wissen, dass diese Tiere einen großen Feind haben. Einen, der intelligenter ist, als die Welt unter Wasser. Dieser Zerstörer heißt Mensch.
Als Taucherin sehe ich Fische, Korallen und Säugetiere mit anderen Augen. Ich fühle mich ihnen gleich gestellt und bin mir bewusst, dass ich in ihr Reich eindringe, in ihren Lebensraum. Eine Welt, die so bunt ist, dass Menschen etwas verpassen, die sich dieser noch nie gewidmet haben. Ich esse gerne Fisch aus nachhaltiger Zucht und finde Ausgeglichenheit auf jedem Gebiet wichtig. Doch zählt auch eine andere Eigenschaft: Verantwortungsgefühl.
Ein Mann, der ein Herz für das Leben unter Wasser hat, heißt Herr Dr. Benke. Den Walforscher habe ich vor einigen Wochen kennen gelernt. Ob ich Botschafterin für die heimischen Schweinswale werden möchte, hat er mich gefragt. So als amtierende Misses, die einen Draht zur Presse hat und dazu noch ein leidenschaftlicher „Open Water Diver“ ist.
Im „Ozeaneum“ hat er einen Modell-Schweinswal in die Hand genommen und mich nach meiner Meinung zur Optik gefragt. „Oh, der sieht ja aus wie ein Delphin“ rief ich mit Begeisterung und streichelte das hervorragend nachgebaute Säugetier. Dann wurde ich leiser und fragte den Forscher mit ernstem Gesichtsausdruck: „Herr Dr. Benke, ich mag Delphine und Wale. Hier scheine ich eine Mischung aus beiden vor mir zu haben. Wieso ist dieses tolle Geschöpf, welches ich in meinen Händen halte, vom Aussterben bedroht?“
Seine traurige Erklärung folgte kurz darauf. Ich habe erfahren, dass der Schall, der bei den Rammarbeiten für die Fundamente von Offshore-Windkraftanlagen entsteht, eindeutig eine Verletzungsgefahr für das Gehör der Meeressäuger birgt. Ohne ihr sensibles Ultraschallgehör können sich die Tiere nicht orientieren und müssen verhungern.
Spontan fragte ich, wie man das verhindern kann. Der Unterwasserfan erwiderte, dass es dafür eine einfache Lösung gibt. Mit dem Einsatz von Luftblasenschleiern könnte der Lärm zu circa 90 Prozent reduziert werden. „Habe ich richtig verstanden, nur noch zehn Prozent des Krachs bleiben erhalten?“ Herr Dr. Benke bejahte mir das und fügte hinzu, dass dies jedoch aus Kostengründen kaum gemacht wird. In der deutschen Nord- und Ostsee wird in den nächsten Jahrzehnten ständig gerammt werden, wenn die geplanten 5.000 Windkraftanlagen aufgestellt werden. Da bleibt für die Schweinswale kein Raum zum Ausweichen – zumal der Schall unter Wasser bis zu 80 Kilometer weit trägt. Deshalb:
Das Deutsche Meeresmuseum und ich als Botschafterin fordern zum Schutz der Schweinswale die Verwendung von Blasenschleiern für alle Rammarbeiten.
Auch wenn der Einsatz der Luftschleier sicher einen gewissen Mehraufwand bedeutet, kann dadurch eine wunderbare Tierart erhalten werden, die für das ökologische Gleichgewicht in der Ostsee wichtig ist.
Gestern Abend haben mein Schatz und ich VIP-Karten für das Konzert von der Kultrockband „City“ im Ozeaneum erhalten. Plötzlich kam eine blonde Dame mit einer Menge Ausstrahlung, Herz und Charisma auf mich zu. Es handelte sich um die SPD Abgeordnete Frau Sonja Steffen, die den Artikel über den Schweinswal und mich in der Ostseezeitung gelesen hat.
Sie war Feuer und Flamme für das Thema und hat mir versprochen, etwas zu tun. Ob das ein Anfang ist?
Wer sonst noch Ideen hat – auch gerne zwecks Zusammenarbeit – der darf mich jederzeit anschreiben: info@elischeba.de
Viele Grüße aus Stralsund von Elischeba
Fotograf: Christian Rödel
Bild 1: Von links nach rechts: Herr Dr. Benke, Herr Dr. Stefan Bräger, ich und mein Schatz Pierre.
Bild 2: Herr Dr. Benke und ich im Ozeaneum.
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